Anita Fuchs

Blattvergesellschaftungen

Anita Fuchs arbeitet in und mit der Natur. Für ihre künstlerische Forschungsarbeit sammelt sie Pflanzen, Steine und Fossilien und verarbeitet ihre Funde auf verschiedenste Weise, oft in engem Austausch mit Wissenschaftler:innen. Für Cℓose/d verwandelt die Künstlerin die Grätzloase vor dem KUNST HAUS WIEN in eine Naturbeobachtungsstation. Pflanzenfossilien, ein mit Flechten bewachsener Stein, Pflanzen von den Grünflächen des Museums und dem Ufer des Donaukanals sowie ein Fernrohr und eine Live-Videoübertragung laden ein, genauer hinzuschauen und die Flora der nahen Umgebung zu entdecken.

Der Begriff „Blattvergesellschaftung“ kommt aus der Biologie und beschreibt die Überlagerung mehrerer botanischer Fossilien. Als Titel von Anita Fuchs’ Arbeit lässt er sich auch als Metapher für soziale, wissenschaftliche und ökologische Komplizenschaft lesen – eine Komplizenschaft, die notwendig ist für ein gemeinschaftliches Zusammenleben aller Arten.

In einem Schaukasten präsentiert die Künstlerin 1,7 Millionen Jahre alte Fossilien verschiedenster Pflanzen, darunter Nussbaum, Weide, Eiche, Kiefer, Wasserfichte, Farn, Wassernuss, Tausendblatt, Seerose und Gagelstrauch. Sie ergänzt diese mit Pflanzen, die auf gegenwärtige oder zeithistorische Kontexte verweisen – etwa der Blüte eines Knöterichs aus der Umgebung eines nuklearen Forschungszentrums oder einem Blatt der Kernstock-Linde im Grazer Stadtpark. In einer Miniaturversuchskiste rebesiedelt die Künstlerin die Rinde einer 1000-jährigen Eiche mit Moos, und auf einem Bildschirm lässt sich in Echtzeit das tierische und botanische Leben am Dachgarten des KUNST HAUS WIEN beobachten.

Anita Fuchs’ Projekt erzählt von Veränderungen des Ökosystems und von der Zeit als verbindungsstiftender Dimension. Indem die Arbeit einen Bogen von fossilen zu hier und heute lebenden Pflanzen spannt, ist Blattvergesellschaftungen auch ein Aufruf, über Zeit und Raum hinweg zu denken und sich in dieser zeit- und raumübergreifenden Gemeinschaft zu positionieren.

* 1968 in der Südoststeiermark, lebt und arbeitet in Wien und Graz.

IM DIALOG
Künstlerin Anita Fuchs im Gespräch mit Mathias Harzhauser (NHM), Experte für Paläobotanik, und Birgit Lahner, Expertin für urbane Pflanzenwelten.
→ FR 15.9. 17:30
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Anita Fuchs verwandelt die Grätzl-Oase vor dem KUNST HAUS WIEN in eine Naturbeobachtungsstation. Pflanzenfossilien, eine Miniaturversuchskiste, ein Fernrohr sowie Strauch- und Baumarten laden ein, genauer hinzuschauen und die Flora der nahen Umgebung zu entdecken. Gleichzeitig erzählt das Projekt der Künstlerin von Veränderungen des Ökosystems und von der Zeit als verbindungsstiftender Dimension.

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